Wie funktioniert eine Workation?
Videoanruf aus Barcelona, Tabellenkalkulationen in der Bretagne oder Content-Management in der Toskana: Immer mehr Berufstätige entscheiden sich dazu, ihren Koffer zu packen und für ein paar Wochen oder Monate in ein anderes Land zu ziehen. Allerdings verbringen sie dort keinen Urlaub, sondern arbeiten. Aus dem Homeoffice wird also gewissermaßen ein Fernoffice. Doch wie funktioniert so eine Workation? Was gilt es zu beachten?
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„Ich bin dann mal weg!“
Reiselustige Arbeitnehmer:innen packen immer öfter ihre Reisetasche, fahren oder fliegen in ein anderes Land, mieten sich vor Ort eine Ferienwohnung und erledigen ihre Jobs mittels Laptop von dort aus.
Auch in den sozialen Medien ist der Trend klar zu erkennen. Wer Suchbegriffe oder Hashtags wie „remotework“ oder „Workation“ eingibt, stößt auf hunderttausende von Beiträgen.
Die Bilder zeigen meist die Kombination aus idyllischer Urlaubslandschaft mit strahlend blauem Himmel und Arbeitslaptop.
Der Begriff „Workation“ ist ein Kofferwort aus den englischen Vokabeln „Work“ und „Vacation“ und verspricht auf diese Weise eine Mischung aus Arbeit und Urlaub. Doch während zum Beispiel die sogenannten digitalen Nomaden mehrere Jahre oder sogar ihr ganzes Leben lang durch die Welt reisen, dauert eine klassische Workation deutlich kürzer.
Von ein paar Tagen bis zu wenigen Monaten ist alles möglich. Am gewählten Zielort wohnen die Fernarbeiter oft in Ferienwohnungen mit einer soliden Internetverbindung. Ihr erster und fester Wohnsitz bleibt aber im Heimatland.
Erholung und Abwechslung
Viele können sich für die Vorstellung begeistern, einerseits vom Laptop aus zu arbeiten und andererseits nach Feierabend oder in den Pausen einen Abstecher zum Strand zu machen, auf einem See zu rudern oder durch die Berge zu wandern.
Besonders beliebt ist die Workation aber bei jungen Leuten im Alter von etwa 30 Jahren. Die meisten von ihnen sind, was Familie, Eigentum, Haustiere und andere Verpflichtungen angeht, noch relativ frei.
Gleichzeitig ist das Interesse groß, erst noch fremde Länder und neue Orte zu erkunden, bevor sie sich endgültig an einem Ort niederlassen. Eine Workation bietet dafür die optimale Gelegenheit.
Ein anderer Grund für einen längeren Arbeitsaufenthalt im Ausland scheint die Winterflucht zu sein.
Anbieter von Ferienunterkünften bestätigen, dass die meisten mehrwöchigen Urlaubsaufenthalte zwischen November und März stattfinden. Dazu passen Umfragen, nach denen rund 80 Prozent derjenigen, die über eine Workation nachdenken, einen Aufenthalt im sonnigen, warmen Süden dem kalten Winter in Deutschland vorziehen.
Erholung und Abwechslung sind weitere Dinge, die sich die Befragten von einem Arbeitsaufenthalt im Ausland erhoffen.
Höhere Produktivität
Ein paar Cocktails zu schlürfen und dabei zu beobachten, wie die Sonne langsam im Meer versinkt, und am nächsten Morgen wieder konzentriert am Laptop zu arbeiten, klingt fast zu gut, um wahr zu sein.
Wer bringt schon die innere Disziplin auf, bei perfektem Sommerwetter und idyllischer Urlaubskulisse motiviert am Tisch zu sitzen und trockene Daten zu tippen? Solche Überlegungen stellen vermutlich auch viele Arbeitgeber an, wenn sich ihre Mitarbeiter nach einer Workation erkundigen.
Doch solche Bedenken scheinen unbegründet. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation hat gezeigt, dass es zu mehr Inspiration und neuem Elan führt, wenn jemand nach Feierabend zum Beispiel nicht nur durch den Dschungel der Großstadt, sondern durch den echten, natürlichen Dschungel zieht.
Dadurch steigt auch die Arbeitsleistung. In einer anderen Studie gaben über 80 Prozent der Befragten an, dass die Workation ihre Produktivität und ihre Kreativität angekurbelt habe.
Arbeitgeber, die Workation als Pilotprojekt getestet haben, ziehen ebenfalls ein positives Fazit.
Sie stellen fest, dass die Workation eine tolle Möglichkeit bietet, um Arbeit und Freizeit harmonisch miteinander zu verbinden. Insofern fördert das Modell nicht nur das flexible Arbeiten, sondern unterstützt auch eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Beliebter Arbeitstrend mit bürokratischen Hürden
Tatsächlich wächst die Anzahl der Berufstätigen, die für ein paar Wochen ins Ausland fahren und dort einen Langzeiturlaub mit Arbeit verknüpfen wollen. Das Fraunhofer-Institut sieht in Corona einen Auslöser für diesen Trend.
Viele haben in dieser Zeit das Homeoffice kennengelernt und für sich entdeckt. Doch wenn der Kontakt zu den Kollegen ohnehin nur über E-Mails, Videotelefonate und Online-Konferenzen stattfindet, spielt es keine Rolle, ob der Mitarbeiter in seinem 20 Kilometer entfernten Wohnort oder 2.000 Kilometer weiter südlich sitzt.
Zahlreiche deutsche Unternehmen greifen das Modell inzwischen auf. Einer Umfrage zufolge ermöglichen rund zehn Prozent von ihnen ihren Mitarbeitern eine Workation. Dabei reichen die Zeitspannen, die die Unternehmen erlauben, von zwei Wochen bis hin zu 183 Tagen pro Jahr.
Dass kein Unternehmen die Marke von 183 Tagen für eine Workation überschreitet, kommt dabei nicht von ungefähr.
Denn wenn Arbeitnehmer:innen länger im Ausland tätig sind, greift für sie nicht mehr die Lohnsteuerpflicht in Deutschland, sondern im Land der Workation. Außerdem muss der Arbeitgeber sicherstellen, dass die Vorschriften, die im jeweiligen Ausland zu Datenschutz, Arbeitsschutz und Arbeitszeiten gelten, eingehalten werden.
Andernfalls sind hohe Geldstrafen denkbar. Der erhebliche Organisationsaufwand, der mit einer Workation einhergehen kann, lässt einige Arbeitgeber noch zögern.
Den ganzen Aufwand zu umgehen und das Büro einfach ohne offizielle Genehmigung an den ausländischen Urlaubsort zu verlegen, ist ebenfalls eine denkbar schlechte Idee.
Fliegt die Sache auf, drohen dem Arbeitgeber Bußgelder und Strafen. Diese wird er sicherlich an den Mitarbeiter weitergeben, eventuell verbunden mit einer Abmahnung. Der Arbeitgeber sollte deshalb auf jeden Fall informiert sein, damit er die notwendigen Vorkehrungen treffen kann.
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