Recruitainment als Trend in der Personalgewinnung
In unseren Städten hängen bunte Plakate mit originellen Sprüchen, in den Supermärkten werben originelle Aufsteller um Aufmerksamkeit und in den Medien flimmern farbenfrohe Bilder und Filmchen über unseren Bildschirm. Die kreativen Köpfe in den Marketingabteilungen lassen sich die unterschiedlichsten Werbekonzepte einfallen, um Kunden von Produkten zu überzeugen und zu einem Kauf zu animieren.
Doch auch wenn es darum geht, Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte für ein Unternehmen zu gewinnen, ist immer mehr Kreativität gefragt. Vor diesem Hintergrund hat sich das sogenannte Recruitainment als Trend in der Personalgewinnung entwickelt.
Inhalt
Schwarz-weiße Stellenanzeigen in der Zeitung sind kaum noch zeitgemäß
Das sogenannte Post-and-Pray-Prinzip, bei dem der Personaler eine Stellenanzeige schaltet und darauf hofft, dass sich schon genügend qualifizierte Kandidaten bewerben werden, funktioniert schon lange nicht mehr.
Die Digitalisierung einerseits und veränderte Bedürfnisse und Ansprüche von Bewerbern andererseits machen es notwendig, bei der Personalbeschaffung umzudenken.
Denn die besten Talente und die Top-Leute können die Arbeitgeber für sich gewinnen, die die Bewerber direkt am Point of Interest abholen und sich durch kreative Ansätze in der Personalgewinnung von anderen Unternehmen abheben.
Das Internet und die starke Nutzung von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets eröffnen die Möglichkeit, neue Mitarbeiter nicht mehr nur über den heimischen Computer, sondern unabhängig von Ort und Zeit zu erreichen.
Das bringt zwar viele Vorteile mit sich, stellt Personaler aber gleichzeitig auch vor neue Herausforderungen. Denn Bewerber von heute stellen höhere Ansprüche an die Ansprache und den Unterhaltungsfaktor.
Es genügt nicht, eine Anzeige auf der Unternehmenshomepage oder in einem Online-Stellenmarkt zu schalten, in der das Stellenprofil und die Benefits beschrieben sind. Sowohl Azubis als auch Fachkräfte wollen nicht nur sachlich informiert, sondern gleichzeitig auch unterhalten werden.
Was im ersten Moment den Anschein eines Spaßfaktors erweckt, ist aber weit mehr als nur eine kreative und unterhaltsame Form der Personalgewinnung.
Vielmehr ist das Recruitainment auch ein Instrument der Personalauswahl, das dem Personaler ermöglicht, die Soft Skills der Bewerber einzuschätzen.
Recruitainment in der Personalgewinnung
Der Begriff Recruitainment ist ein Kunstwort, das sich aus den Wörtern Recruiting und Entertainment zusammensetzt. Es handelt sich um ein webbasiertes Marketingkonzept, das in der Personalgewinnung online und offline eingesetzt werden kann.
Offline findet das Recruitainment schon seit etlichen Jahren statt, auch wenn es früher vielleicht nicht so genannt wurde. Zu den typischen Maßnahmen gehören Messen, Sportveranstaltungen und Tage der offenen Tür.
Aktivitäten am Messestand gewähren erste kleine Einblicke in die künftigen Tätigkeiten im Berufsalltag. Der Personaler und der Bewerber können in einen direkten Kontakt miteinander treten und offene Fragen unverbindlich im persönlichen Gespräch klären.
Wie bringt sich jemand in ein bestehendes Team ein? Welche Stärken zeigen sich im Umgang mit anderen? An welchen Stellen gestaltet sich das Zusammenspiel schwierig?
Sportliche Events beleuchten in erster Linie Soft Skills wie Teamfähigkeit, soziale Kompetenzen und Durchsetzungsvermögen. Je nach Personalbedarf können dabei die Schwerpunkte bei einer Veranstaltung unterschiedlich gesetzt und bewertet werden.
Online können potenzielle neue Mitarbeiter die freie Stelle, den Aufgabenbereich, die typischen Tätigkeiten und den Arbeitgeber auf spielerische Art vom heimischen Computer aus oder über das Smartphone erleben.
Letzteres setzt aber voraus, dass die Unternehmensseite und der Karrierebereich mobil abrufbar sind. Durch die Verbindung von Mobile Recruiting und Recruitainment wird die Unternehmenskultur greifbar und ein Bewerber kann sich frühzeitig mit dem Arbeitgeber identifizieren.
Die Praxis zeigt, dass Mitarbeiter motivierter und eher bereit sind, sich längerfristig an einen Arbeitgeber zu binden, wenn ihre Vorstellung vom Job und Unternehmen mit der Realität übereinstimmt.
Mithilfe der sogenannten Gamifaction, die für Spiele typische Elemente und Abläufe einschließt, kann ein Unternehmen verschiedene Aufgaben aus Eignungstests einbetten. Auf diese Weise können fachliche und persönliche Kompetenzen ermittelt werden. Das Grundprinzip ähnelt einem digitalen Assessment-Center.
Doch im Unterschied zur Prüfungssituation bei Einstellungstests nimmt der Bewerber beim Recruitainment eine lockere Atmosphäre wahr. Durch den Charakter als Online-Spiel fühlt sich der Bewerber nicht unter Druck gesetzt.
Die Erfahrung zeigt, dass nur die Kandidaten, die echtes Interesse an der Stelle haben, tatsächlich alle Aufgaben im Online-Spiel durcharbeiten und sich anschließend bewerben. Andere Interessen brechen meist vorher ab.
Dabei kann die Bewerbung direkt im Anschluss an das Spiel entweder über ein gewöhnliches Online-Formular oder als One-Klick-Bewerbung erfolgen.
Das Unternehmen spart auf diese Weise nicht nur Kosten und Zeit beim Sichten der Bewerbungsunterlagen. Stattdessen ist auch die Quote an qualifizierten Bewerbern, die zu der Stelle und ins Team passen, höher.
Recruitainment vor allem für junge Arbeitnehmer
Für das Recruitainment können sich überwiegend jüngere Leute der Generationen Y und Z begeistern. Sie sind mit dem Internet und mobilen Anwendungen aufgewachsen, weshalb digitale Angebote ganz selbstverständlich zu ihrem Lebensalltag dazugehören.
Außerdem haben sie nicht nur eine andere Lebensweise als ihre Eltern und Großeltern, sondern auch eine andere Einstellung zum Berufsleben.
Für sie zählt, dass der Job und der Arbeitgeber zu ihnen passen und ihnen langfristig eine Perspektive bieten, berufliche und persönliche Ziele zu erreichen.
Ob sich der Einsatz von Recruitainment in der Personalgewinnung lohnt, hängt also auch stark vom Alter der Zielgruppe ab. Eine Analyse des Personalbedarfs kann Aufschluss darüber geben, welche Bewerber ein Unternehmen auf diese Weise erreichen kann und für welche Zielgruppen es mit anderen Methoden der Personalbeschaffung besser beraten ist.
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