Lebenslauf-Tipps in der KI-Ära
Bis vor kurzem hätte die Antwort auf die Frage, ob künstliche Intelligenz (KI) bei Bewerbungen eine Rolle spielt, vielleicht noch „möglicherweise“ gelautet. Jetzt dürfte die Antwort ein klares „Ja“ sein. Das gilt für beide Seiten. Immer mehr Bewerber:innen nutzen Tools wie ChatGPT, um ihre Bewerbungsunterlagen zu optimieren, während Unternehmen KI-gestützte Systeme einsetzen, um Bewerbungen zu prüfen und auszuwerten.
Für Bewerber:innen heißt das, dass die Bewerbung nicht nur inhaltlich überzeugen muss. Stattdessen sollte sie auch KI-kompatibel gestaltet sein, damit sie von den Algorithmen nicht übersehen und gut bewertet wird.
Doch worauf kommt es dabei an? Wir geben Lebenslauf-Tipps in der KI-Ära!:
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Inhalt
Das Layout einfach halten
Schätzungen zufolge enthalten rund ein Fünftel aller Lebensläufe Elemente, die ATS-Systeme (Application Tracking Systems) nicht erkennen. Schaut kein Personaler über den Lebenslauf, kann es dadurch passieren, dass wichtige Informationen verloren gehen oder der Lebenslauf unvollständig wirkt.
Um die Chancen auf ein erfolgreiches Auslesen zu verbessern, solltest du das Layout möglichst schlicht halten. Lasse Elemente wie Spalten, Textfelder oder Grafiken am besten weg. Sie könnten das System nur unnötig verwirren.
Ein ATS-System liest einen Lebenslauf meistens zeilenweise von links nach rechts und kommt mit einfachen, klaren Designs am besten zurecht.
Ein optimales Format dabei ist ein Word-Dokument. Denn diesen Dateityp kann das System gut analysieren und die Inhalte sicher erfassen.
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Mit konkreten Zahlen und Daten arbeiten
Konkrete Zahlen und Daten im Lebenslauf tragen dazu bei, die Kriterien des ATS-Systems zu erfüllen und gleichzeitig auch beim Personaler zu punkten. Ersetze allgemeine Aussagen deshalb durch präzise Angaben der Ergebnisse.
Schreibe also zum Beispiel statt „Mitarbeit an einem technischen Projekt“ besser „Optimierung eines Produktionsprozesses mit Steigerung der Effizienz um 15 % und Senkung der Fertigungskosten um 10 %“.
Natürlich müssen Ergebnisse oder spezifische Erfolge der Wahrheit entsprechen und belegbar sein. Aber wenn du Fakten und Zahlen nennst, werden deine Leistungen greifbar.
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Hard Skills in den Mittelpunkt stellen
KI-gestützte ATS-Systeme gewichten Hard Skills stärker als Soft Skills. Die Soft Skills legen den Fokus auf individuelle Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale. Um in die nächste Auswahlrunde zu kommen, sind die Hard Skills, also die beruflichen Qualifikationen und fachlichen Kenntnisse, aber entscheidend.
ATS-Systeme durchsuchen einen Lebenslauf gezielt nach Schlüsselwörtern, die in der Stellenanzeige als Anforderungen genannt waren.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du die Stellenbeschreibung aufmerksam liest, die wesentlichen Hard Skills herausfilterst und in deinen Lebenslauf einbaust. Je präziser du deine Fähigkeiten benennst, desto größer sind die Chancen, dass dich das System als passende:n Kandidat:in wahrnimmt.
Verzichte aber unbedingt auf das sogenannte Keyword-Stuffing. Damit ist gemeint, dass du deinen Lebenslauf mit Schlüsselwörtern vollstopfst, nur um möglichst viele Treffer zu landen.
Diese Taktik kann schnell auffliegen und dich unglaubwürdig wirken lassen.
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Auf kreative Überschriften verzichten
Auch wenn Standardüberschriften wie „Ausbildung“, „Berufserfahrung“ oder „Fähigkeiten und Kenntnisse“ eher langweilig wirken, sind sie besser als originelle Titel.
Bei den Berufsbezeichnungen solltest du ebenfalls bei den branchenüblichen Namen bleiben. Kreative Überschriften wie „Berufliche Reise“ können dazu führen, dass ein ATS-System den Begriff falsch deutet oder gar nicht einordnen kann.
Stichpunkte eignen sich gut, um die Angaben übersichtlich zu gliedern und gleichzeitig für eine gute Lesbarkeit zu sorgen. Wähle dabei ein einfaches Layout mit den üblichen Aufzählungspunkten und lasse Symbole oder Sonderzeichen besser weg. Sie machen dem System die Analyse schwerer.
Für einen informativen und aussagekräftigen Lebenslauf sind vier bis sechs Stichpunkte pro Position ideal.
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Abkürzungen ausschreiben
Abkürzungen können zwar Platz sparen. Allerdings besteht die Gefahr, dass ein ATS-System sie falsch interpretiert. Um sicherzugehen, dass alle Qualifikationen richtig erfasst werden, schreibst du am besten zuerst den Begriff vollständig aus und setzt das Kürzel in Klammern dahinter.
Also zum Beispiel „Master of Business Administration (MBA)“ statt nur „MBA“.
Behalte immer im Hinterkopf, dass ein KI-gestütztes System nach gängigen Begriffen sucht. Eine klare und sachliche Sprache ist deshalb wichtig. Vermeide Dialekt, Slang oder Fachbegriffe, die das System missverstehen oder ignorieren könnte.
Bewerben in der KI-Ära
Umfragen haben ergeben, dass über 80 Prozent der Arbeitgeber KI einsetzen wollen, um Lebensläufe zu prüfen. Fast 70 Prozent sind bereit, die Qualifikation von Bewerber:innen mit KI zu bewerten, und gut 60 Prozent der Personaler können sich vorstellen, KI in ihre Entscheidungen einzubeziehen.
Die alternde Gesellschaft und das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage an Qualifikationen werden Experten zufolge dazu führen, dass bis 2035 sieben Millionen Fachkräfte fehlen.
Damit stehen unsere Wirtschaft und die globale Wettbewerbsfähigkeit vor einer echten Herausforderung. Für Arbeitgeber heißt das, dass sie neue Strategien brauchen, um Nachwuchskräfte zu gewinnen, aus- und weiterzubilden und an sich zu binden.
Dazu gehört auch, KI und andere innovative Technologien in die Personalbeschaffungsprozesse einzubinden.
Andersherum müssen Bewerber:innen aber ebenfalls umdenken. Es reicht nicht aus, nur die Felder anzukreuzen, die ein automatisiertes System vorgegeben hat. Vielmehr gilt, aufzuzeigen, welchen Wert du in das Unternehmen einbringst. Denn am Ende kommt es darauf an, dass du sowohl Maschine als auch Mensch überzeugst.
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